Tiergestützte Intervention

Tiergestützte Interventionen in der Kinder-, Jugend- und Eingliederungshilfe

Wir sind ein Träger mit über 80 MitarbeiterInnen und einige unserer KollegInnen haben Fell! Das klingt zwar sehr lustig, hat jedoch auch eine ernste Nuance. Unsere Tiere unterstützen uns in unserer Arbeit und wir reden oft von unseren vierbeinigen Kollegen.

Gerade wenn Kinder das Vertrauen in uns Erwachsene verloren haben, weil sie in ihrem jungen Leben schon schmerzhafte Erfahrungen machen mussten, können unsere Tier ihnen eine Brücke bauen.
Auf dem Sonnenhof und unserem Malvenhof haben die Kinder und Jugendlichen täglich Umgang mit den dort lebenden Tieren, z.B. Pferden, Katzen und Kaninchen.
Wir arbeiten regelmäßig mit gezielten tiergestützten Interventionen und bieten verschiedene Formate wie Spiele, Ausflüge mit den Pferden oder Einzelarbeit an, damit für jede/n etwas Passendes dabei ist und möglichst vielfältige Erfahrungen gemacht werden.
Alle helfen bei der Versorgung der Tiere mit und bekommen so eine tägliche Routine in einer sicheren und verantwortungsvollen Mitbetreuung der Tiere. Damit besteht ein breites Feld an Möglichkeiten, vom und mit dem Tier zu lernen – durch die Routine und damit mögliche Kompetenzerfahrung (Ich kann für ein Tier sorgen!) oder aber durch freie Interaktion mit dem Tier im Spiel, in dem die eigene Kreativität gefragt ist (Dem Tier macht es Freude, mit mir etwas zu erleben!).

Was ist das besondere an tiergestützten Interventionen (Bsp. Pferd)?

Pferde sind Fluchttiere mit einer hohen Aufmerksamkeit auf kleinste Signale des Gegenübers. Bei Anzeichen von Unwohlsein oder Angst reagieren sie entsprechend mit erhöhter Wachsamkeit. Sie besitzen eine hochsensible Wahrnehmung der Umgebung und haben das Bedürfnis nach Nähe, Vertrauen und Anschluss. Pferde reagieren unmittelbar und direkt auf unsere Körpersprache und Gefühlslage. Durch diese Rückmeldung vom Tier wird das eigene Verhalten und die eigene Wirkung offensichtlicher und gut erfahrbar. Wie verhalte ich mich feinfühlig, sozial angemessen, emphatisch – wann hat das Pferd Freude daran, mit mir in Kontakt zu sein? Wann dreht es sich weg und fühlt sich unwohl? Wie kann ich sensibel für die Bedürfnisse eines anderen Lebewesens werden?
Ziel ist, das Gelernte und Erfahrene mit dem Tier auf soziale Situationen mit anderen Menschen zu übertragen.
Die Kinder und Jugendlichen können in der Interaktion mit Pferden angemessene Formen der Selbstbehauptung trainieren und ihr Bedürfnis nach Kontakt und Nähe erforschen. Wie kann ich dem Pferd eine gute Grenze setzen, wenn es mir zu nahekommt? Wie trete ich mit dem Pferd in Kontakt, wenn ich es streicheln und putzen möchte? Soziale Ängste, die den Kontakt mit anderen erschweren, können eher abgebaut werden als mit anderen Menschen – gerade, wenn es hier vielleicht schwierige Erfahrungen gibt.
Durch die tägliche Versorgung kann das Selbstwertgefühl gestärkt werden, da man vom Tier gebraucht, gemocht und akzeptiert wird. Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, respektvoller Umgang miteinander und sich an Regeln halten werden ebenfalls gefördert.

Verstehen ohne Worte - Tiere nehmen uns an, wie wir sind

Tiere bieten den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu körperlichen Aktivitäten, zu Spiel und Kreativität. Tiere fördern das Ausprobieren von Neuem und noch Ungewohntem. So kann das eigene Verhalten bewusster wahrgenommen und vielleicht angepasst werden. Ist das Tier gerade überhaupt aufmerksam und hat Freude, mit mir etwas zu unternehmen? Wann lasse ich das Pferd oder die Katze lieber in Ruhe? Hier kann gelernt werden, die Körpersprache des Tieres genau zu beobachten und zu interpretieren.
Die Kinder und Jugendlichen können Verständigung ohne Worte erproben und erleben. Wie kann man sich auf natürliche Weise durch gestische, mimische und akustische Zeichen ausdrücken? Das Pferd wird hier auch zum Verhaltensspiegel, da es sich gerne in der Nähe aufhält, wenn ruhig und liebevoll mit ihm umgegangen wird.

Tiere sprechen den Menschen auf vielen Ebenen an – Verstand, Gefühl und Körperbewusstsein. Sie sind authentisch und passen ihr Verhalten nicht an gesellschaftliche oder kulturelle Normen an. Tiergestützte Interventionen können daher die Entwicklung von Kindern zu einer ausgewogenen Persönlichkeit fördern und eine Bewusstheit über eigene Stärken und Schwächen ermöglichen.

In einer Zeit, in der Äußerlichkeiten, wie ein schlanker Körper, schöne Haut, glänzendes Haar, etc. einen vermeintlich hohen Stellenwert haben und insbesondere Jugendliche an sich zweifeln lassen, können Tiere ungemein hilfreich sein. Sie nehmen uns an wie wir sind, egal ob dick, dünn, groß, klein, krumme Nase… Es kommt lediglich auf unser Verhalten den Tieren gegenüber an, ob eine tiefe Verbindung wachsen kann.